Deutsche Inseln gibt es einige. Zu den größten gehört dabei die nordfriesische Insel Sylt. Die knapp 100 Quadratkilometer große Insel ist ein beliebtes Reiseziel für den Sommerurlaub geworden. Ein Faktor, der die Anziehungskraft ausmacht, ist dabei die typische Architektur der Häuser. Erklärungen sowie weitere Anregungen gibt es hier. Auf der Insel sind verschiedene Arten von Häusern zu finden: Neben modernen Familienhäusern und Ferienanlagen findet sich das für Sylt charakteristische Geestardhaus, das der Insel sein typisches Gesicht verleiht. Einer der Unterschiede zur Architektur der Ostsee-Inseln ist dabei der Verzicht auf moderne Glasbauten und große Veranden.
Im Kampf gegen die Naturgewalten: das Sylt-typische Gestaardhaus
Das Gestaardhaus an sich ist ein länglich gebautes Haus, das früher Wohn- und Arbeitsbereich vereinte. Die beiden Teile waren dabei baulich voneinander getrennt, eine Maßnahme, die heute oft gut genutzt werden kann. Bei einigen Häusern wird der ehemalige Arbeitsteil nach vorhergehender Renovierung und entsprechenden Umbaumaßnahmen oft ebenfalls als Wohnbereich genutzt und in der Feriensaison an Urlauber vermietet. Aufgrund seiner Form gehört das Gestaardhaus auch in die Kategorie der Langhäuser im Gegensatz zum Beispiel zu den Gesindehäusern oder auch den mittelalterlichen Grubenhäusern. Typisch ist auch das Fundament. Durch die Nähe zum Meer kann es besonders in den stürmischen Jahreszeiten zu Überflutungen kommen. Um zu verhindern, dass die Häuser vollliefen, mussten die Bewohner sich etwas überlegen. Das Ergebnis dieser Überlegungen sind die sogenannten Warften. Dabei handelt es sich um große, runde Erdhaufen, die als Fundament der Häuser dienten und gleichzeitig vor der Flut schützen sollten. Seit der Sturmflut 1962 wurden die Fundamente statt mit dem herkömmlichen Baustoff Erde mit Beton gebildet. Eine weitere Sicherheitsmaßnahme gegen die Natureinflüsse bilden die Streben, auch Ständer genannt. Diese sollten die Wände und vor allem das Dach gegen den Wind schützen und so die gesamte Hauskonstruktion stabilisieren. Zu sehen sind diese Sicherheitsmaßnahmen heute noch in den typischen Streben der Häuser.
Optimal angepasst: Das Reetdach
Die Dächer sind hier oft statt mit Schindeln mit Reet gedeckt. Die bauliche Verwendung des Schilfrohrs hat dabei merklich zu der typischen Optik der Häuser und dadurch auch der Insel beigetragen. Neben dem hübschen Äußeren hat Reet aber auch einige bauliche Vorteile, wozu die Lüftung gehört. Während das Dach im Sommer die Hitze draußen behält und so für angenehme Temperaturen im Inneren sorgt, wirkt es in der kalten Jahreszeit isolierend und hat nur einen geringen Wärmeverlust an die Umgebung. Die Form des Daches ist ebenfalls an die wetterlichen Gegebenheiten der Insel angepasst. Da es in der Nähe des Meers häufiger zu stürmischen Windböen kommen kann, sind die meisten Dächer als Krüppelwalmdach gedeckt. Diese trapezförmige Dachform ist an den Wind angepasst und setzt den empfindlichen Dachgiebel weniger stark der Witterung aus, als es bei vielen anderen Dachformen der Fall ist. Darüber hinaus findet sich bei vielen Häusern ein spitzer Giebel über der Eingangstür wieder. Dieser ist nicht nur hübsch, er erfüllt in erster Linie eine Schutzfunktion. Das Reet, das als Baumaterial für die Dächer verwendet wurde, trocknete durch die intensive Sonnenstrahlung im Sommer sehr schnell aus. So wurde es zu einem leicht entzündlichen Brennmaterial. Sollte das Dach in Brand stehen, soll der Giebel das brennende Stroh vom Eingang nach rechts und links wegleiten und so den Bewohnern die Flucht aus den Flammen ermöglichen.
Relikt aus vergangenen Zeiten: die Klöntür
Optisch passen zu dem Reetdach sind dabei die Rahmen der Türen und Fenster. In den meisten Fällen wurden diese traditionelle Haustüren aus Holz gefertigt, was ebenfalls für einen wohnlichen Charme der Häuser sorgt. Dabei verdient vor allem die Tür besondere Aufmerksamkeit. In einigen Fällen sind noch die typischen Klöntüren vorhanden. Im Gegensatz zu unseren modernen Haustüren ist die Tür dabei in einen Ober- und einen Unterteil geteilt.