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Ratgeber Bauen und Sanieren

Wie funktioniert ein Nullenergiegebäude?

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Die Begriffe für energiesparende Häuser werden stets verwirrender. Während man früher noch von Niedrigenergiehäusern oder – in ähnlichem Zusammenhang – von Passivhäusern sprach, ist heutzutage immer öfter von sogenannten Plusenergie- oder Nullenergiegebäuden die Rede. Aber wie funktionieren diese Gebäude, und wie viel Wahrheit steckt hinter diesem Begriff? Gibt es bei diesen Gebäuden tatsächlich einen signifikaten Unterschied zu allen bisherigen?

Leider handelt es sich bei einem Nullenergiegebäude nicht um das, was man sich im ersten Moment darunter vorstellt: ein Haus, gänzlich ohne den Verbrauch von Energie; ein solches zu schaffen, ist letztlich für uns unmöglich. Stattdessen wird die Definition bei einem solchen Haus an der Bilanzierung festgemacht. Die exakten Randbedingungen für Gebäude sind momentan nicht verbindlich festgelegt – es steht nicht einmal fest, welche Verbrauchsanteile überhaupt gewertet werden sollen, und welche Energieproduktionsarten seitens der Erzeuger mit eingerechnet werden dürfen.

Die Bilanzgrenzen werden dabei ganz unterschiedlich aufgefasst. Manche definieren etwa darunter den gesamten Energieverbrauch, inklusive des Stromverbrauchs des Nutzers, während andere lediglich Heiz- und Warmwasserenergie sowie den Strom für Lüftung, Klimatisierung und Beleuchtung darunter fassen. Andere sprechen wiederum von reiner Heiz- bzw. Heiz- und Warmwasserenergie, was auf den Begriff des „Nullheizenergiehauses“ hinausläuft.

Ebenfalls nicht klar festgelegt, sind die Bilanzgrenzen der regenerativen Erzeugung von Energie. Manche fassen darunter nur die Erzeugung innerhalb bzw. am Gebäude selbst oder auf dem Grundstück auf, während andere auch die Erzeugung etwa in der Nachbarschaft oder den Kauf von regenerativer Energie darunter definieren.

Welche Definition man wählt, entscheidet schließlich darüber, welche Gebäude man unter das Nullenergiegebäude fassen kann. Eine allgemein gültige und für Nicht-Experten glaubwürdige Definition sollte zumindest den EnEV-Bilanzgrenzen entsprechen, wenn nicht noch den Nutzerstrom mitzählen. Auf der Seite der Erzeugung hingegen sollten nur jene Energiequellen eingeschlossen werden, die auf dem Grundstück selbst oder zumindest in nahem Zusammenhang dazu stehen.

Nach einigen neueren Überlegungen sollte auch der Energieverbrauch für die Herstellung und den Abriss des Gebäudes hinzugerechnet werden, die sogenannte „graue Energie“. Dies ist aber ein sehr heikles Thema, da somit sowohl ein hoher Aufwand durch die Untersuchung entsteht, als auch Sanierungen von Neubauten deutlich einfacher und somit „energiesparender“ vonstatten gehen. Einer anderen Überlegung zufolge sollte die erzeugte Energie nur genau so weit mitgezählt werden, wie sie auch im Gebäude selbst verbraucht wird. Aber auch dies ist eine heikle Sache und erfordert in der Praxis viel Rechenaufwand.

Autor: Sotirios Marinis

Hallo. Hier schreibt Sotirios Marinis. Seit rund 15 Jahren bin ich in der Baubranche tätig. Aufgrund dieser langen Zeit konnte ich mir viele fachliche Kenntnisse erwerben, das ich gerne hier mit Euch teilen möchte…

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